Wenn du in Italien unterwegs bist und halbwegs Interesse an Autos und Automarken hast, wird dir über kurz oder lang ein hierzulande unbekanntes Logo begegnen: ein „dr“, sehr prägnant in Silber auf schwarzem Grund. Die Fahrzeuge selbst sind meistens kleine und mittlere SUV, die sich optisch nur wenig vom typischen, aktuellen Design dieser Fahrzeugklasse abheben.
Was steckt nun hinter dem Kürzel DR?
DR steht für den Firmengründer Massimo Di Risio, der bereits im Jahr 1985 die „DR Automobiles Groupe“ ins Leben gerufen hat. Damals gab es allerdings weder eine eigene Automarke noch eine Fahrzeugproduktion. Neben dem Betrieb von Mehrmarken-Autohäusern war Massimo Di Risio auch als Rennfahrer aktiv. Nach meinen Informationen fuhr er zumindest im Jahr 1991 eine ganze Saison in der italienischen Tourenwagenmeisterschaft, war später in der Superstars-Serie unterwegs und tritt bis heute bei historischen Veranstaltungen an.
Die Marke „DR“ wurde 2006 gegründet. Seither werden Fahrzeuge unter diesem Namen verkauft. Wenn du bereits in den späten 2000er-Jahren oder frühen 2010er-Jahren DR-Fahrzeuge in Italien entdeckt hast, bist du wohl ein echter Autokenner mit guter Spürnase. Denn in den Anfangsjahren wurden nur weniger als 5.000 Fahrzeuge pro Jahr abgesetzt. Zwischen 2012 und 2015 fiel die Produktion sogar auf unter 1.000 Einheiten pro Jahr.
Damals wurden in Isernia, in der Region Molise, Motoren und andere Bauteile gefertigt und in Chassis des chinesischen Herstellers Chery eingebaut. Vereinfacht könnte man sagen: italienische Technik, chinesisch verpackt.
Die ersten Fahrzeuge waren der DR 1 (ein Kleinwagen auf Basis des Chery Riich M1, Länge: 3,62 m) und der DR 5 (ein Kompakt-SUV auf Basis des Chery Tiggo, Länge: 4,29 m).
Wie italienisch ist DR wirklich?
In den Folgejahren wurde die Produktion immer stärker in Richtung Asien verlagert. Daraus ergibt sich die Frage: Wie italienisch ist DR eigentlich?
Diese Frage stellte sich auch die italienische Wettbewerbsbehörde. 2023 bemängelte sie, dass DR sich in der Außendarstellung stark auf „Made in Italy“ beruft, obwohl die Fahrzeuge größtenteils in China gefertigt werden und nur die Endmontage in Italien stattfindet. Letztlich wurde eine Millionenstrafe verhängt.
DR heute: Neue Modelle, neues Wachstum
Trotz dieser Kritik ist DR mittlerweile fest auf dem italienischen Markt etabliert. Nach einer Insolvenz im Jahr 2013 und den oben beschriebenen Jahren mit magerem Absatz geht es seit einiger Zeit mit neuen Modellen und einem breiteren Händlernetz steil nach oben. Seit 2021 gehört DR in Italien zu den Top-20-Marken mit etwa 2 % Marktanteil.
Den größten Anteil am Erfolg haben diese aktuellen SUV-Modelle:
DR 3.0 (Basis: Chery Tiggo 3x, seit 2018, Länge: 4,17 m)
DR 5.0 (Basis: Chery Tiggo 5x, seit 2020, Länge: 4,31 m)
DR 6.0 (Basis: Chery Tiggo 7 Plus, seit 2022, Länge: 4,51 m)
Zuletzt wurde das Modellangebot sowohl nach unten als auch nach oben erweitert: Mit dem DR 1.0 kam ein Elektro-Kleinwagen hinzu, mit dem DR 7.0 ein SUV der Mittelklasse. Außerdem hat DR inzwischen weitere Marken eingeführt:
EVO als günstige Einstiegsmarke
Sportequipe als höherwertige Marke
ICH-X für echte Geländewagen
Tiger für besonders moderne und sportliche Fahrzeuge
DR auch in Deutschland?
Derzeit wird DR neben Italien auch in Spanien und Bulgarien angeboten. Eine Expansion nach Deutschland ist ebenfalls geplant – ein konkretes Datum für den Marktstart ist jedoch noch nicht bekannt.