Manchmal findet man in Italien Orte, die abseits der bekannten Städte und Strände eine ganz eigene Faszination ausstrahlen. Orte, die nicht laut für sich werben – und die gerade deshalb lange in Erinnerung bleiben. Für mich ist San Galgano genau so ein Ort.
Die ehemalige Abtei liegt kilometerweit entfernt von der nächsten Ortschaft, mitten in der sanften Hügellandschaft der südlichen Toskana. Keine Nachbardörfer, keine moderne Bebauung – nur Zypressen, Felder und das, was von einer der bedeutendsten Zisterzienserabteien der Region übrig ist: mächtige Mauern, Spitzbogenfenster, ein leerer Innenraum – und kein Dach.
Die Geschichte dahinter wirkt fast wie ein Symbol: Im 16. Jahrhundert wurde das wertvolle Bleidach der Kirche verkauft, um Geld zu beschaffen. Doch ohne Dach war das Bauwerk dem Verfall ausgesetzt. Heute lässt der offene Himmel über dem Hauptschiff einen fast ehrfürchtig innehalten. Der Ort wirkt dadurch nicht verfallen, sondern entrückt – als hätte er sich still mit der Landschaft verbunden.
Kein Wunder, dass San Galgano ein beliebter Ort für Hochzeiten und besondere Feiern ist. Wenn du aber einen Moment erwischst, in dem keine Veranstaltung stattfindet und kein Reisebus auf dem Parkplatz steht, hast du die Abtei fast für dich allein. Dann wird aus dem Ort ein Raum der Stille – voller Atmosphäre und Geschichte.
Nur wenige Schritte entfernt liegt das Ristorante Antico Tempio – eine gute Adresse für ein Mittagessen mit Aussicht. Und wer etwas länger bleiben möchte: Dort gibt es auch eine kleine Unterkunft – näher dran an diesem besonderen Ort kannst du kaum sein.