Da auch ich vorhabe, in diesem Jahr in die Region zu reisen, beobachte ich die Entwicklungen rund um die Campi Flegrei laufend. Die Frage, was das für dich als Tourist bedeutet – aber auch für die Menschen vor Ort – ist aktueller denn je. In diesem Update werfe ich einen genaueren Blick auf die Gegend.
1. Von welcher Gegend sprechen wir genau?
Die Campi Flegrei – auch Phlegräische Felder genannt – liegen westlich von Neapel, zwischen der Stadtgrenze und der Küste bei Pozzuoli. Es handelt sich um eine riesige Caldera, also ein eingebrochenes Vulkangebiet mit mehreren Kratern, Thermalquellen und Gasfeldern. Auf der Karte unten siehst du:
🗺️ Rechts: den Vesuv und Pompei – weltbekannt, aber in dieser Geschichte eher am Rand.
🗺️ Links: die Inseln Procida und Ischia – beide vulkanischen Ursprungs, aber zurzeit ruhig.
🗺️ Dazwischen: den Golf von Pozzuoli, wo sich ein Großteil des aktiven Vulkansystems unter Wasser fortsetzt.
Drei gut sichtbare Punkte innerhalb der Caldera sind besonders interessant:
Monte Nuovo: Dieser Hügel ist überraschend jung – er entstand im Jahr 1538 innerhalb weniger Tage bei einem Vulkanausbruch. Heute ist er bewaldet und wirkt harmlos, doch sein Ursprung erinnert daran, wie aktiv die Region sein kann.
Vulkan Astroni: Ein beeindruckender, bis zu 250 Meter tiefer Krater – heute ein streng geschütztes Naturreservat. Besucher können ihn nur im Rahmen von Führungen betreten, erhalten dabei aber einen eindrucksvollen Einblick in Geologie und Vegetation der Region.
Solfatara: Der aktivste und bekannteste Krater der Campi Flegrei. Er stößt ständig Schwefeldämpfe und heiße Gase aus – ein faszinierender, wenn auch unheimlicher Ort. Seit einem tragischen Unfall im Jahr 2017 ist das Gelände für Besucher geschlossen. Dennoch bleibt Solfatara ein wichtiger Indikator für die Aktivität des gesamten Vulkansystems – hier messen Forscher besonders genau.

2. Bodenhebung – ein langsamer, aber stetiger Prozess
In der Region der Campi Flegrei hebt sich der Boden – und das schon seit Jahren. Neu ist jedoch, wie schnell das inzwischen geschieht: Aktuell messen Forscher eine Hebung von rund 2 Zentimetern pro Monat. Seit 2005 ist der Boden in Pozzuoli, dem Zentrum der Caldera, um über 1,40 Meter gestiegen. Diese Bewegung deutet darauf hin, dass sich unter der Erde Gase oder Magma ansammeln – ob es wirklich zu einem Ausbruch kommt, weiß niemand. Aber: Diese Hebung ist ein wichtiges Warnsignal und wird von den Behörden und Vulkanologen rund um die Uhr überwacht.
➡️ Was bedeutet das für dich als Reisender?
Die Bodenhebung selbst ist nicht gefährlich, aber sie kann kleinere Erdbeben auslösen – wie zuletzt im März mit über 600 Erschütterungen binnen weniger Tage. Wenn du in der Gegend unterwegs bist, solltest du immer lokale Hinweise zu beachten – und aktuelle Informationen im Blick behalten.
3. Neue Untersuchungen unter Wasser – was geschieht im Golf von Pozzuoli?
Ein weiteres spannendes Thema: Wissenschaftler haben kürzlich eine unbemannte Unterwasserdrohne im Golf von Pozzuoli eingesetzt – also genau in dem Meeresteil, der direkt an die Campi Flegrei angrenzt. Ziel: Hinweise auf neue Risse oder Spalten zu finden, durch die vulkanische Gase oder Flüssigkeiten entweichen. Und tatsächlich – die Drohne entdeckte aktive Spalten und Temperaturveränderungen am Meeresboden.
➡️ Was bringt diese Forschung?
Diese Daten helfen dabei, das Verhalten des Supervulkans besser zu verstehen. Wenn sich z. B. unterseeische Ausgasungen häufen, kann das ein Zeichen für steigenden Druck in der Caldera sein – also ein Frühindikator. Dies ist wichtig, denn je besser man den Vulkan versteht, desto gezielter können Schutzmaßnahmen greifen.
Fazit: Beobachten, nicht dramatisieren – und mit Bedacht planen
Wie bereits in meinem Artikel vom Februar erwähnt, würde ich aktuell eher davon abraten, die Phlegräischen Felder gezielt als Reiseziel anzusteuern – zumindest, wenn du nicht gerade ein Faible für Geologie hast. Die Region ist wissenschaftlich hochinteressant, aber eben auch instabil.
Wenn du jedoch ohnehin in der Nähe bist – etwa in Neapel oder auf Ischia – kann sich ein kurzer Ausflug in die Umgebung lohnen, sofern die Lage vor Ort ruhig ist und keine neuen Warnungen bestehen. Spontan und mit wachem Blick lässt sich vieles sicher einschätzen.
Neapel selbst oder Ischia würde ich grundsätzlich weiterhin als lohnenswerte Reiseziele empfehlen. Beide Orte bieten beeindruckende Landschaften, Geschichte und Atmosphäre – und aktuell keine akute Gefahr. Trotzdem gilt: Buch deine Unterkunft am besten mit flexibler Stornierungsmöglichkeit, um bei kurzfristigen Entwicklungen reagieren zu können.